Wie wir aus der Feindbild-Falle herausfinden
Stellen Sie sich vor, zwei Brüder erben ein gut laufendes Familienunternehmen. Jahrzehntelang funktioniert alles. Doch nach dem Tod der Mutter, die immer wieder vermittelt hat, kippt die Stimmung.
Am Ende sprechen die Brüder nur noch schreiend miteinander. Entscheidungen? Fehlanzeige. Jeder ist überzeugt: „Der andere ist krank, böse – oder beides.“
Dieses Beispiel stammt aus einem realen Beratungsfall. Es klingt extrem – und doch spiegelt es etwas, das wir alle kennen: Ein Streit, der sich verselbständigt, bis nur noch ein klares Bild bleibt.
Der andere wird zum Gegner. Konflikte deeskalieren? Scheint unmöglich – und ist doch machbar.
Solche Eskalationen passieren nicht nur in Familienunternehmen. Sie tauchen in Teams auf, in Partnerschaften, in Freundeskreisen, sogar in Nachbarschaften oder politischen Debatten.
Wer versteht, wie Feindbilder entstehen, kann sie auch wieder auflösen. Genau darum geht es hier.
Warum Konflikte eskalieren – und wie wir sie deeskalieren können
Konflikte sind zunächst normal und können sogar belebend sein. Doch wenn wir uns zutiefst ungerecht behandelt fühlen, springt unser inneres Alarmsystem an.
Empörung macht den Blick schmal – wir sehen nur noch schwarz oder weiß, Gut oder Böse. Zwei psychologische Mechanismen verstärken diesen Tunnelblick:
Fundamentaler Attributionsfehler
Für uns selbst finden wir immer mildernde Umstände („Ich konnte nicht anders“). Das Verhalten des anderen erklären wir mit seinem Charakter („Er ist eben so!“).Feindseliger Wahrnehmungsfehler
Selbst eine freundlich gemeinte Geste wirkt plötzlich wie ein Manöver („Das macht sie nur, um mich zu täuschen“).
Mit jeder Runde schiebt sich der Konflikt tiefer ins System – wie ein Parasit.
Bald wird aus einem neutralen „Reichst du mir bitte das Salz?“ ein spitzes „Hol’s dir selbst!“.
Wir alle können in diesen Sog geraten. Niemand ist davor gefeit.
Alltagsszenen, die jede*r kennt
Vielleicht finden Sie sich in einem dieser Bilder wieder:
Im Job: Die E-Mail der Kollegin ist sachlich, doch der Projektleiter hört nur Provokation. Jede Nachfrage wirkt wie ein Angriff auf seine Kompetenz.
Zu Hause: Ein Paar streitet über Finanzen. Ein Lächeln wird als Ironie gelesen, ein Schweigen als Abwertung.
In der Nachbarschaft: Zwei Parteien diskutieren über den Baum am Grundstücksrand. Bald geht es nicht mehr um den Baum, sondern um den „Charakter“ des anderen.
Allen gemeinsam ist: Der Blick verengt sich. Der andere wird zum Gegner, man selbst zum Opfer oder Helden der eigenen Geschichte.
Und je länger das anhält, desto schwerer wird das Deeskalieren von Konflikten.
Warum wir so ticken – ein Blick ins Innere
Unsere Vorfahren mussten blitzschnell entscheiden, wer Freund und wer Feind ist. Kampf oder Flucht retteten Leben.
Heute leben wir meist in sicheren, komplexen Gesellschaften, doch das alte Programm läuft weiter.
Wir suchen nach Eindeutigkeit, besonders wenn wir uns ohnmächtig fühlen. Schwarz-Weiß-Denken gibt Orientierung und mobilisiert Energie – perfekt, um in den Kampf zu ziehen.
Nur: Wir brauchen diesen Kampf kaum noch, er zerstört aber Beziehungen, Teams und Projekte.
Erste Ausstiegsrampen – so können Sie Konflikte deeskalieren
Der Weg zurück beginnt leise – oft mit dem Mut und der „Kompetenz“, nicht sofort zu reagieren.
Sprache beobachten
Achten Sie auf Ihre Worte. „Du bist schuld!“ schließt die Tür. „Ich bin damit nicht einverstanden“ markiert die eigene Position, ohne den anderen anzugreifen. Sprache kann Brücken bauen – oder sie einreißen.Das Eisen kalt schmieden
Reagieren Sie nicht im Affekt. Schlafen Sie eine Nacht über die Antwort. Wer sich Zeit nimmt, entzieht dem Konflikt Energie.Kleine, echte Gesten
Ein beiläufiges „Ich habe an dich gedacht“ – ohne Erwartungen – kann den feindseligen Wahrnehmungsfehler unterlaufen. Vielleicht wird die Geste abgewiesen. Bleiben Sie gelassen: „Du musst sie natürlich nicht annehmen – ich wollte dir nur zeigen, dass ich dich sehe.“Tragische Sichtweise einüben
Akzeptieren Sie, dass Konflikte Teil des Lebens sind. Es geht nicht um den großen Sieg, sondern um kleine, tragfähige Schritte.
Wer den Anspruch loslässt, den anderen „endgültig zu verändern“, gewinnt paradoxerweise mehr Einfluss – nämlich auf sich selbst.
Coaching und Mediation – Räume für Deeskalation
Allein aus einer festgefahrenen Dynamik auszusteigen, ist schwer. Genau hier setzt professionelle Begleitung an.
- 1:1-Coaching
In einem geschützten Rahmen beleuchten Sie mit unserer Begleitung Ihre persönlichen Muster. Wir arbeiten mit achtsamkeitsbasierten und psychodynamischen Methoden, um blinde Flecken sichtbar zu machen und Emotionen zu regulieren. Coaching-Retreats
Mehrere Tage in inspirierender Umgebung – zum Beispiel am Meer auf Kreta oder am Ammersee – eröffnen Raum für Abstand, Reflexion und neue innere Bilder.Mediation
Wenn zwei oder mehr Parteien feststecken, gestalten wir einen sicheren Raum, in dem alle gehört werden. Ziel ist nicht, dass jemand „gewinnt“, sondern dass Verständigung möglich wird und tragfähige Lösungen entstehen.
Diese Formate haben eines gemeinsam: Sie schaffen den notwendigen Abstand, um Konflikte zu deeskalieren, bevor sie Beziehungen oder ganze Organisationen lähmen.
Ein Blick in die Praxis
Eine Führungskraft aus einem Technologieunternehmen kam ins Coaching, weil ein Konflikt mit einer Kollegin zu eskalieren drohte. Jede Mail, jede Geste wurde als Provokation gelesen.
Im Coaching wurde klar: Beide hatten ähnliche Werte, aber unterschiedliche Kommunikationsstile. Nach einigen Sitzungen konnte er E-Mails wieder neutral lesen – und fand den Mut, ein offenes Gespräch anzustoßen. Wir begleiteten die beiden und die anderen Teammitglieder anschließend im Teamcoaching.
Ein Paar im mittleren Alter kam in die Paar-Mediation, weil jeder Streit sofort alte Verletzungen aktivierte. Durch strukturierte Gespräche und kleine Gesten der Wertschätzung löste sich das starre Feindbild. Heute beschreiben sie ihre Beziehung als „wieder beweglich“.
Diese Beispiele zeigen: Veränderung ist möglich, wenn wir bereit sind, den ersten Schritt zu tun.
Ihr persönlicher nächster Schritt
Vielleicht spüren Sie bereits, dass ein Konflikt in Ihrem Leben an Fahrt aufnimmt.
Fragen Sie sich:
Welche Geschichte erzähle ich mir über den anderen? Welche Rolle spiele ich selbst?
Sie müssen diesen Weg nicht allein gehen. Ob Einzelcoaching, Retreat oder professionelle Mediation – wir begleiten Sie auf dem Weg von der Frontstellung zurück zur Begegnung.
Unsere Leistungen im Business-Kontext finden Sie hier:
Unsere Coaching-Retreats finden Sie hier:
Unsere Paarberatung und Paar-Mediation finden Sie hier:
Warum jetzt handeln?
Je früher Sie Konflikte deeskalieren, desto leichter lassen sie sich auflösen.
Warten Sie nicht, bis aus einem Streit ein Dauerkrieg wird.
Kleine Schritte – ein bewusst gewähltes Wort, eine Geste, ein Gespräch – können der Anfang einer neuen Geschichte sein.
Freundliche Grüße von
Menexia Kladoura und dem ganzen Team von M hoch x



