Umgang mit unangenehmen Gefühlen – Wie psychodynamisches Coaching in die Tiefe führt
Es gibt Lebensphasen, in denen wir uns selbst nicht mehr verstehen. Situationen, die uns normalerweise nicht aus der Bahn werfen würden, führen plötzlich zu einer unerklärlichen inneren Leere, zu Gereiztheit oder einem Gefühl von Überforderung.
Gerade Menschen, die es gewohnt sind, analytisch zu denken, Ziele zu verfolgen und auch unter Druck einen klaren Kopf zu behalten, erleben das als besonders irritierend. Denn Gefühle lassen sich nicht „wegdenken“.
Und wenn sie sich trotzdem Gehör verschaffen, geschieht das oft unkontrolliert – in Form von emotionalen Explosionen oder Implosionen.
Wenn Gefühle uns überwältigen – und wir uns selbst fremd werden
Viele unserer Klientinnen und Klienten beschreiben genau das:
Sie kommen zu uns, weil sie plötzlich das Gefühl haben, sich selbst zu verlieren. Sie spüren Erschöpfung, innere Unruhe oder Rückzug. Situationen, die früher leicht zu meistern waren, rauben plötzlich Energie. Und oft wissen sie gar nicht, warum.
Im psychodynamischen Coaching zeigt sich dann, dass unter der Oberfläche längst etwas in Bewegung war – meist unbewusste, unangenehme Gefühle, die über längere Zeit verdrängt, beschwichtigt oder abgewertet wurden. Diese inneren Spannungen wirken wie ein stilles Grundrauschen. Erst wenn sie zu stark werden, brechen sie sich Bahn – manchmal leise als innere Leere, manchmal laut als Wut, Tränen oder Überforderung.
Ungünstige Strategien im Umgang mit unangenehmen Gefühlen
Viele dieser Muster entstehen früh im Leben. Wir lernen, was „erlaubt“ ist, wie wir sein müssen, um gemocht oder anerkannt zu werden. Und oft übernehmen wir Sätze, die uns unbewusst ein Leben lang begleiten.
Hier einige typische, erlernte Strategien – und was sie bewirken:
Beschwichtigen:
„Ach, so schlimm ist das nicht. Anderen geht’s viel schlechter.“
→ Diese Haltung wirkt stark und souverän, sorgt aber langfristig dafür, dass echte Emotionen keinen Platz haben. Der Körper bleibt angespannt, weil das Nervensystem keine Entlastung erfährt.Abwerten oder Bagatellisieren:
„Ich bin halt zu sensibel. Ich darf mich nicht so anstellen.“
→ Hier wird das eigene Erleben klein gemacht. Statt Mitgefühl mit sich selbst entsteht Scham, und das Gefühl wird innerlich festgehalten.Kontrollieren:
„Ich analysiere das jetzt und finde die Ursache.“
→ Das Bedürfnis nach Kontrolle beruhigt kurzfristig, doch Gefühle lassen sich nicht kognitiv lösen. Sie wollen gefühlt, nicht verstanden werden.Ablenken oder Funktionieren:
„Ich mach einfach weiter. Wird schon wieder.“
→ Eine scheinbar produktive Strategie, die aber dazu führt, dass Körper und Seele keine echte Regeneration erfahren.Anpassen und Harmonisieren:
„Ich will keinen Streit. Dann sag ich lieber nichts.“
→ Konflikte werden vermieden, aber die unausgesprochenen Gefühle stauen sich an. Auf Dauer entsteht innerer Druck, der sich irgendwann entlädt.
Diese Verhaltensweisen sind keine „Fehler“. Sie waren einmal Überlebensstrategien. Als Kinder mussten wir Wege finden, um mit emotionaler Unsicherheit umzugehen – besonders dann, wenn unsere Bindungspersonen selbst überfordert, emotional nicht verfügbar oder widersprüchlich waren.
Wir haben gelernt, dass unsere Bedürfnisse gefährlich sein könnten, weil sie Nähe oder Harmonie gefährden.
Wenn alte Erfahrungen im Körper weiterwirken
Alte emotionale Erfahrungen sind nicht nur mental gespeichert, sondern tief im Körper verankert – in unserem Nervensystem. Wenn wir über längere Zeit im „Funktionsmodus“ bleiben, ständig für andere da sind oder unsere eigenen Grenzen übergehen, reagiert der Körper mit chronischer Anspannung.
Das zeigt sich zum Beispiel so:
Wir können schwer abschalten oder entspannen.
Wir schlafen unruhig oder grübeln viel.
Der Atem bleibt flach, die Schultern sind angespannt.
Nähe – etwa in einer Partnerschaft – fühlt sich plötzlich stressig an.
Das Nervensystem bleibt in Alarmbereitschaft. Wir sind äußerlich ruhig, innerlich aber in ständiger Bereitschaft – wie in einem Dauerstressmodus. In diesem Zustand wird es schwer, offen zu bleiben, zuzuhören oder in echten Kontakt zu gehen. Stattdessen treten Schutzmechanismen auf den Plan: Rückzug, Vorwürfe, Gereiztheit, Bewertung.
Wie psychodynamisches Coaching beim Umgang mit unangenehmen Gefühlen hilft
Im psychodynamischen Coaching geht es darum, diese unbewussten Dynamiken behutsam sichtbar zu machen. Wir arbeiten mit der Verbindung von Gedanken, Gefühlen, Körperempfindungen und den dahinterliegenden Bedürfnissen.
In einem sicheren, achtsamen Raum wird erlebbar, was sich unter der Oberfläche abspielt. Oft zeigen sich alte Muster, die einst hilfreich waren – heute aber verhindern, dass wir uns authentisch zeigen oder in Verbindung gehen können.
Wir integrieren dabei Methoden aus dem achtsamkeitsbasierten Coaching, dem IntrovisionCoaching und aus der NARM-Methode (NeuroAffective Relational Model nach Dr. Lawrence Heller).
Gerade NARM hilft, die Balance zwischen Autonomie und Verbundenheit wiederzufinden – also zwischen dem Bedürfnis nach Selbstbestimmung und dem Wunsch nach Nähe.
Wir erkunden gemeinsam:
welche Gefühle wir unbewusst vermeiden,
welche Überzeugungen und Körperreaktionen damit verknüpft sind,
und wie wir neue, regulierende Erfahrungen ermöglichen können.
Ziel ist nicht, unangenehme Gefühle „loszuwerden“, sondern sie verstehen und halten zu lernen. In dem Moment, in dem wir ihnen mit Achtsamkeit und Mitgefühl begegnen, verlieren sie ihre Bedrohlichkeit. Das Nervensystem darf sich beruhigen, und wir spüren wieder mehr innere Freiheit.
Ein Beispiel aus der Praxis
Eine Klientin beschrieb, dass sie nach langen Arbeitstagen völlig erschöpft nach Hause kam und schon der kleinste Kommentar ihres Partners sie wütend machte. Im Coaching zeigte sich: Unter der Wut lag eine tiefe Erschöpfung und der unbewusste Glaubenssatz „Ich muss alles schaffen, sonst werde ich nicht gesehen.“
Als sie lernte, diese alte Anspannung wahrzunehmen und ihrem Körper Raum zur Regulation zu geben, konnte sie erstmals spüren, wie sehr sie sich selbst überfordert hatte – und wie befreiend es war, sich zu erlauben, auch mal schwach zu sein.
Was man im Coaching über den Umgang mit unangenehmen Gefühlen lernen kann
Selbstregulation:
Den Körper als Anker nutzen, um sich zu beruhigen und wieder präsent zu werden.Selbstmitgefühl statt Selbstkritik:
Unangenehme Gefühle sind kein Zeichen von Schwäche, sondern Wegweiser zu unseren Bedürfnissen.Kontaktfähigkeit:
Wer mit sich selbst in Verbindung kommt, kann auch mit anderen in Verbindung gehen.Bewusstheit:
Alte Muster erkennen, ohne sie zu verurteilen – und neue Wege im Umgang mit sich selbst finden.
Fazit: Gefühle sind keine Störung – sie sind Information
Unangenehme Gefühle sind Teil unseres Menschseins. Wenn wir sie verstehen lernen, statt sie zu vermeiden, entsteht innere Klarheit und Lebendigkeit.
Psychodynamisches Coaching öffnet den Raum, um diese tieferen Schichten zu erforschen, den Körper einzubeziehen und neue Erfahrungen von Sicherheit und Selbstwirksamkeit zu verankern.
Im Coaching bei M hoch x begleiten wir Menschen dabei, genau das zu lernen: sich selbst besser zu verstehen, innere Spannungen zu lösen und mit mehr Gelassenheit, Verbindung und Energie durchs Leben zu gehen.
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Freundliche Grüße von
Menexia Kladoura und dem ganzen Team von M hoch x