Mediation in Organisationen: Mehr als nur eine wirksame Möglichkeit zur Konfliktklärung
Seit 2012 biete ich, Menexia Kladoura, Mediation in Organisationen an, entweder alleine oder im eingespielten Team von M hoch x. Mediation ist ein strukturierter Prozess, der sich als äußerst wirkungsvoll erwiesen hat, um Konflikte zu klären und ein gesundes Arbeitsklima zu fördern.
In diesem Blogartikel möchte ich Ihnen die Vorteile der Mediation, die Vorgehensweise und Prinzipien, sowie einige praxisnahe Beispiele vorstellen.
Außerdem werde ich meine persönliche Überzeugung und Motivation teilen, die aus meiner eigenen Lebensgeschichte hervorgeht.
Zum Abschluss werde ich die Möglichkeit und Wirkung eines Online-Mediationsangebotes beleuchten.
1. Der Nutzen von Mediation in Organisationen
Mediation ist ein strukturiertes Verfahren, das Konfliktparteien hilft, eigenverantwortlich eine einvernehmliche Lösung zu finden. Die Vorteile der Mediation in Organisationen sind vielfältig:
Kosten- und Zeitersparnis:
Im Vergleich zu gerichtlichen Auseinandersetzungen, länger andauernden oder gescheiterten Projekten, ineffizienten Besprechungen, unklaren Erwartungen und Zielsetzungen, die die Produktivität beeinträchtigen ist Mediation meist kostengünstiger und schneller.
Erhalt der Beziehungen:
Mediation zielt darauf ab, die beruflichen und persönlichen Beziehungen der Konfliktparteien zu bewahren und zu stärken.
Vertraulichkeit:
Die vertrauliche Natur der Mediation schützt die Privatsphäre der beteiligten Parteien.
Förderung der Zusammenarbeit:
Mediation schafft eine Kultur des offenen Dialogs und der Zusammenarbeit, was langfristig das Arbeitsklima verbessert.
Nachhaltige Lösungen:
Da die Parteien selbst an der Lösung beteiligt sind, sind die Ergebnisse oft tragfähiger und werden eher akzeptiert und umgesetzt.
Auch wenn es dafür keine Garantie gibt, weil die Verantwortung für die Umsetzung und Beibehaltung außerhalb des Mediationsprozesses liegt.
Mediation bringt mehr Klarheit in die meist verworrene Situation. Auf dieser Basis fällt es Führungsverantwortlichen leichter, Entscheidungen zu treffen, die vorher nicht möglich erschienen.
Diese Vorteile machen Mediation zu einem wertvollen Entwicklungsprozess in jeder Organisation, insbesondere in Zeiten von Veränderung und Unsicherheit.
2. Vorgehensweise und Prinzipien der Mediation
Die Mediation folgt einem klaren Prozess, der in mehreren Phasen abläuft:
1. Vorbereitung und Kontaktaufnahme:
Zu Beginn wird ein erstes Gespräch mit dem Auftraggeber geführt, um seine Sichtweise auf den Konflikt zu verstehen und die Bereitschaft zur Mediation abzuklären.
2. Eröffnungsphase:
In der ersten Sitzung werden die Regeln der Mediation erklärt. Anschließend -das kann je nach Anzahl der Beteiligten und Eskalationsgrad auch in mehreren Terminen erfolgen- haben die Parteien die Gelegenheit, ihre Sichtweise darzustellen. Dies erfolgt entweder in Einzelgesprächen oder im Kreis der Konfliktparteien.
3. Klärungsphase:
Hier werden die Interessen und Bedürfnisse hinter den Positionen der Parteien ermittelt. Gefühle dienen als Brücke zu den Bedürfnissen, die gemeinsam erkundet werden. Eigene Anteile am Konflikt, meist als unbewusste Schutz- und Abwehrreaktionen eingebracht, werden erkannt und ausgesprochen.
4. Lösungsfindung:
Gemeinsam erarbeiten die Parteien verschiedene Lösungsansätze, die im nächsten Schritt bewertet werden.
5. Vereinbarung:
Die Mediatorin hilft dabei, konkrete Vereinbarungen zu formulieren, die von allen Seiten akzeptiert werden.
6. Nachbereitung:
Nach einer festgelegten Zeit wird überprüft, ob die Vereinbarungen eingehalten wurden und ob gegebenenfalls eine erneute Mediation notwendig ist.
Die Prinzipien der Mediation sind Neutralität, Freiwilligkeit, Vertraulichkeit und Eigenverantwortung der Parteien. Der/die Mediator/in agiert neutral und leitet den Prozess, ohne eigene Lösungen vorzugeben.
3. Praxisbeispiele: Mediation im Einsatz
In unserer Praxis haben wir zahlreiche Mediationsfälle begleitet, die verdeutlichen, wie wirkungsvoll dieses Verfahren sein kann. Ein Beispiel aus meiner Tätigkeit betrifft einen Konflikt in einem mittelständischen Unternehmen:
Zwei Abteilungsleiter standen seit Monaten im Konflikt über die Ressourcenzuteilung, was die Zusammenarbeit der Teams erheblich beeinträchtigte. Während der Mediation stellte sich heraus, dass die eigentlichen Ursachen des Konflikts tief in der unterschiedlichen Wahrnehmung ihrer Rollen und der Erwartungshaltung der Geschäftsführung lagen.
Durch die Mediation konnten beide Seiten ihre Sichtweisen austauschen und eine neue Ressourcenzuteilung vereinbaren, die für beide akzeptabel war. Das Ergebnis war nicht nur die Lösung des unmittelbaren Konflikts, sondern auch eine deutlich verbesserte Zusammenarbeit zwischen den Teams.
Ein anderes Beispiel aus einer internationalen Organisation zeigte, wie wichtig kulturelle Sensibilität in der Mediation sein kann.
Zwei Teammitglieder aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen hatten immer wieder Missverständnisse, die auf unterschiedliche Kommunikationsstile zurückzuführen waren.
Durch die Mediation konnten sie Verständnis füreinander entwickeln und gemeinsame Kommunikationsregeln aufstellen, die den kulturellen Unterschieden Rechnung trugen.
4. Emotionale Wendepunkte
Der Weg zur Lösung Mediation kann in ihrem Verlauf zu tief emotionalen Momenten führen, die entscheidend für die Lösung des Konflikts sind. In einem Fall, den ich begleitet habe, führte ein unerwartetes Eingeständnis eines Fehlers von einer Seite zu einem emotionalen Durchbruch bei der anderen Partei, die daraufhin ebenfalls ihre eigenen Fehler anerkannte.
Diese Momente sind oft Wendepunkte, die den Weg für eine nachhaltige Lösung ebnen. Der/die Mediator/in muss in diesen Momenten besonders feinfühlig sein, um den Prozess in die richtige Richtung zu lenken. Dennoch ist nicht jeder Konflikt lösbar.
Manchmal entsteht aus einer Mediation in Organisationen die Klarheit, dass es organisationale Maßnahmen, um Konfliktherde zu reduzieren, braucht.
5. Die Möglichkeit und Wirkung eines Online-Mediationsangebots
In den letzten Jahren, insbesondere durch die Pandemie, hat sich die Möglichkeit der Online-Mediation etabliert. Obwohl viele anfänglich skeptisch waren, hat sich gezeigt, dass Online-Mediation viele Vorteile bietet:
Flexibilität:
Online-Mediation ermöglicht es, unabhängig von geografischen Entfernungen Mediation anzubieten.
Komfort:
Die Beteiligten können sich in einer vertrauten Umgebung befinden, was oft zur Entspannung beiträgt und den Prozess erleichtert.
Zeitersparnis:
Online-Sitzungen sparen Reisezeit und -kosten, was besonders für internationale Unternehmen von Vorteil ist.
Die Wirkung von Online-Mediation kann genauso effektiv sein wie die traditionelle Methode, wenn der/die Mediator/in die technischen und kommunikativen Herausforderungen meistert und eine vertrauensvolle Atmosphäre schafft.
In meiner Erfahrung hat sich Online-Mediation als eine zukunftsträchtige und gleichwertige Alternative zur Präsenzmediation etabliert.
6. Deutsche Studien und Kostenvergleich
Es gibt zahlreiche Studien, die die immensen Kosten belegen, die durch ungelöste Konflikte am Arbeitsplatz entstehen.
Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG belaufen sich die Kosten für Konflikte im Durchschnitt auf €50.000 pro Fall.
Diese Summe setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen, wie beispielsweise Produktivitätsverlust, Arbeitsausfällen, Fluktuation und zusätzlichen Managementkosten.
Eine weitere Studie des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) hebt hervor, dass etwa 15 % der Arbeitszeit in Unternehmen mit der Bewältigung von Konflikten verbracht wird, was enorme finanzielle Belastungen mit sich bringt.
Diese Studie unterstreicht auch, dass Konflikte, die nicht geklärt werden, häufig zu Burnout und hohen Fluktuationsraten führen, was die Kosten weiter in die Höhe treibt.
Im Gegensatz dazu sind die Kosten für einen Mediationsprozess in Deutschland vergleichsweise gering. Laut dem Bundesverband Mediation e.V. liegen die Kosten für Mediation im Durchschnitt zwischen €150 und €300 pro Stunde. Für einen typischen Mediationsprozess, der sich über mehrere Sitzungen erstreckt, belaufen sich die Gesamtkosten meist auf €3.000 bis €10.000.
Umfang und Dauer hängen allerdings vom Eskalationsgrad und der Anzahl der zu klärenden Themen ab.
Es ist wichtig zu betonen, dass Mediation nicht in jedem Fall zu einer konkreten Lösung des Konflikts führt. Stattdessen bietet Mediation den Konfliktparteien einen strukturierten Raum, in dem sie ihre Sichtweisen klären und besser verstehen können. Dies führt oft dazu, dass die Situation klarer wird, was eine fundierte Grundlage für weitere Entscheidungen schafft.
Der eigentliche Wert der Mediation liegt daher nicht nur in der möglichen Konfliktlösung, sondern auch in der Verbesserung der Kommunikation und der Schaffung von Klarheit, die den Beteiligten hilft, fundierte Entscheidungen für den weiteren Umgang mit dem Konflikt zu treffen.
Diese deutschen Studien verdeutlichen, dass ein frühzeitiger und strukturierter Umgang mit Konflikten durch Mediation erhebliche finanzielle und organisatorische Vorteile bringen kann.
Auch wenn nicht jeder Mediationsprozess zu einer endgültigen Lösung führt, bietet er dennoch die Möglichkeit, die Situation zu klären und dadurch eine bessere Basis für zukünftige Entscheidungen und Maßnahmen zu schaffen.
Dies macht Mediation zu einer wertvollen Investition in die langfristige Gesundheit und Effizienz einer Organisation.
7. Meine persönliche Überzeugung und Motivation
Meine Überzeugung, dass Mediation ein mächtiges Werkzeug zur Konfliktklärung ist, entspringt meiner eigenen Lebensgeschichte. Als Kind erlebte ich selbst eine konfliktbeladene Familienatmosphäre, die mich tief prägte.
Emotionen hatten keinen Raum, wurden nicht thematisiert, explodierten teilweise in Überlastungssituationen. Sie waren für mich aber auch ohne Explosion und unter der Oberfläche deutlich spürbar.
Schon früh entwickelte ich ein starkes Bedürfnis nach einem gesundem Umgang damit -heute würde ich das Emotionale Intelligenz nennen- und einem friedlichen Miteinander.
Diese Erfahrungen führten dazu, mich intensiv in meiner eigenen Persönlichkeitsentfaltung, in Theorie und Praxis mit den Methoden der Konfliktbewältigung und Emotionaler Intelligenz auseinanderzusetzen.
In meiner beruflichen Laufbahn habe ich immer wieder gesehen, wie ungelöste Konflikte nicht nur den beruflichen Erfolg, sondern auch die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen. Mediation in Organisationen wäre häufig hilfreich, sogar dringend notwendig gewesen.
Leider war zur damaligen Zeit der Bekanntheitsgrad von Mediation in Organisationen in Deutschland noch nicht groß. Dies hat mich motiviert, Mediation als Beruf zu ergreifen und Organisationen dabei zu helfen, ein friedlicheres und produktiveres Arbeitsumfeld zu schaffen.
Darüber hinaus gestalte ich mit meiner Kollegin Martina Bär-Sieber sog. EntfaltungsRäume.
Das sind Coaching-Gruppen und Coaching-Retreats, in denen sich Menschen organisationsübergreifend regelmäßig zusammenfinden, um an inneren und äußeren Spannungen zu arbeiten und zu wachsen: www.eraum.info
Fazit
Mediation in Organisationen ist nicht nur ein Mittel zur Konfliktklärung, sondern auch ein Weg, um ein nachhaltiges und gesundes Arbeitsumfeld zu fördern.
Durch die strukturierte Vorgehensweise, die bewährten Prinzipien und die Einbeziehung der betroffenen Parteien in den Lösungsprozess, kann Mediation langfristig positive Veränderungen bewirken.
Meine persönliche Motivation und Überzeugung, die aus meiner eigenen Lebensgeschichte resultiert, treibt mich an, Organisationen und Individuen auf diesem Weg zu unterstützen.
Mit der zunehmenden Digitalisierung bietet die Online-Mediation zudem eine flexible und zeitgemäße Möglichkeit, Konflikte ortsunabhängig zu lösen.
Herzliche Grüße