Praxisbeispiele aus 13 Jahren Erfahrung
Als Mediatorin blicke ich auf über 13 Jahre Mediations-Erfahrung zurück, in denen ich Mediation für Organisationen begleite. Aus Überzeugung tue ich das mit Tiefgang, um nicht nur Symptombekämpfung zu betreiben, sondern and die Konfliktherde und hinderlichen Muster ranzugehen und deren Veränderung zu begleiten (transformative Mediation). Meine Haltung ist, dass Konflikte allgegenwärtig, unvermeidlich und – im Idealfall – eine Quelle des Wachstums und der Veränderung sind. Meine eigene Motivation, Mediatorin zu werden, hat ihren Ursprung in meiner Lebensgeschichte und beruflichen Erfahrung. Schon früh habe ich gelernt, dass unausgesprochene Spannungen und ungelöste Konflikte nicht nur den Arbeitsalltag erschweren, sondern auch die persönliche Entfaltung behindern können.
🌿Transformative Mediation – eine kurze Einführung:
Transformative Mediation unterscheidet sich von anderen Mediationsformen durch ihren Fokus auf die Veränderung der Beziehung zwischen den Konfliktparteien.
Anstatt lediglich eine Lösung für den aktuellen Konflikt zu finden, geht es darum, den Parteien zu helfen, ihre Perspektiven zu ändern, ein tieferes Verständnis füreinander zu entwickeln und ihre Beziehung zu transformieren. Diese Art der Mediation basiert auf zwei zentralen Prinzipien: Empowerment und Recognition.
Empowerment bedeutet, dass die Konfliktparteien gestärkt werden, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für den Lösungsprozess zu übernehmen.
Recognition bezieht sich auf die Anerkennung und Wertschätzung der Sichtweisen und Gefühle der anderen Partei.
Diese Prinzipien führen oft dazu, dass die Parteien nicht nur eine Lösung finden, sondern auch gestärkt und mit einer veränderten Beziehung aus der Mediation hervorgehen.
🌿Praxisbeispiele aus meiner Arbeit
Im Laufe der Jahre durfte ich zahlreiche Mediationen begleiten, die mir eindrucksvoll vor Augen geführt haben, wie transformativ diese Arbeit sein kann.
Ein bewegendes Beispiel ist das einer mittelständischen Firma, die in Familienbesitz ist und in der zwei Generationen um die Zukunft des Unternehmens rangen.
🌿🌿Beispiel 1: Generationenkonflikt im Familienunternehmen
Die ältere Generation, vertreten durch den Firmengründer, wollte das Unternehmen in der bewährten Tradition fortführen, während die jüngere Generation, repräsentiert durch den Sohn, auf eine Modernisierung und Digitalisierung drängte. Die Spannungen waren offensichtlich, doch der Konflikt blieb lange unausgesprochen. Es herrschte eine Atmosphäre der Stille, unter der beide Seiten litten. In der Mediation konnten die Beteiligten endlich offen über ihre Ängste, Wünsche und Erwartungen sprechen.
Der Firmengründer offenbarte seine Furcht, sein Lebenswerk zu verlieren, während der Sohn seine Sorge um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens teilte. Durch den Prozess des Empowerments und der Recognition gelang es den Parteien, nicht nur eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden, sondern auch ihre Beziehung zu transformieren. Sie begannen, sich gegenseitig zu schätzen und die jeweiligen Perspektiven zu verstehen.
Am Ende der transformativen Mediation war nicht nur der Konflikt gelöst, sondern auch eine neue Basis des Vertrauens geschaffen worden.
🌿🌿Beispiel 2: Teamkonflikt in einer internationalen Organisation
Ein weiteres Beispiel aus meiner Praxis zeigt die transformative Kraft der Mediation in einem Teamkonflikt einer internationalen Organisation.
Hier hatte sich über Monate hinweg eine Front zwischen zwei Abteilungen gebildet, die unterschiedliche Ansichten über die strategische Ausrichtung der Organisation hatten. Die Spannungen äußerten sich in Misstrauen, Schuldzuweisungen und einer Atmosphäre der Feindseligkeit.
In der Mediation wurde schnell deutlich, dass es weniger um die inhaltlichen Differenzen ging, sondern vielmehr um fehlende Anerkennung und Wertschätzung der Arbeit der anderen Abteilung. Durch den Prozess der Recognition wurde es möglich, die Bedürfnisse und Beweggründe der jeweils anderen Seite zu erkennen und anzuerkennen.
Im Laufe der Sitzungen änderte sich die Dynamik im Team: Anstelle von Schuldzuweisungen begann ein Dialog, der von echtem Interesse und Respekt geprägt war.
Die Mediation führte nicht nur zu einer Klärung der strategischen Fragen, sondern auch zu einer nachhaltigen Veränderung im Miteinander der Teams. Sie gingen gestärkt und mit einem neuen, tieferen Verständnis füreinander aus dem Prozess hervor. Das war gelungene transformative Mediation.
🌿Meine tiefe Überzeugung
Diese Beispiele verdeutlichen meine tiefste Überzeugung als Mediatorin: Konflikte sind nicht nur Hindernisse, sondern Chancen zur Transformation. Die transformative Mediation ermöglicht es den Beteiligten, sich selbst und ihre Beziehungen zu anderen neu zu definieren.
Es ist diese tiefe Überzeugung, die mich antreibt. Ich glaube fest daran, dass Mediation Menschen nicht nur helfen kann, ihre Konflikte zu klären, sondern auch, über sich selbst hinauszuwachsen. Es geht darum, Räume zu schaffen, in denen Verletzlichkeit erlaubt ist, in denen Menschen gehört werden und in denen echtes Verstehen möglich wird.
Denn in diesen Räumen liegt die Kraft, nicht nur Konflikte zu bewältigen, sondern auch Beziehungen zu transformieren und damit eine tiefere Ebene des Miteinanders zu erreichen. Das wiederum strahlt in unsere Gesellschaft aus.
🌿Die Wurzeln meiner Motivation
Aufgewachsen in einer Familie, die Emotionen als störend empfand und Konflikte eher vermied als austrug, habe ich früh erfahren, wie lähmend unausgesprochene Spannungen sein können und wie verletzend, wenn sie sich anstauen und als Vulkanausbruch entladen. Das alles schuf eine Atmosphäre der Unsicherheit für mich. Diese Erfahrung hat mich tief geprägt und meine Sensibilität für die unausgesprochenen Ebenen der Kommunikation geschärft.
Im Laufe meiner beruflichen Entwicklung, zunächst als juristische Beraterin und Inhouse Consultant für Veränderungsprojekte, später als Führungskraft in einem Konzern, wurde mir klar, wie sehr diese Dynamiken auch in Organisationen präsent sind. Immer wieder sah ich, wie unausgesprochene Spannungen zu Resignation, sinkender Produktivität und sogar längeren Ausfällen aufgrund Krankheit führen konnten.
Mir wurde klar: Hier möchte ich ansetzen, hier möchte ich Menschen befähigen, Emotionen und Konflikte nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu begreifen.
👣Der Weg zur Mediation
Die Entscheidung, Coach und Mediatorin im Organisationskontext zu werden, war für mich eine logische Konsequenz aus meinen Erfahrungen. Ich wollte einen Weg finden, anderen Menschen zu helfen, die stummen Spannungen und unausgesprochenen Konflikte zu erkennen, zu benennen und konstruktiv zu bearbeiten und mit Tiefgang zu transformieren.
Denn ich wusste aus eigener Erfahrung, wie befreiend und transformierend es sein kann, wenn das Schweigen gebrochen wird und eine offene, ehrliche Kommunikation beginnt. Coach und Mediatorin sind für mich mehr als nur berufliche Rollen – sie sind eine Herzensangelegenheit.
Es geht mir darum, Räume zu schaffen, in denen Menschen ihre Emotionen und Konflikte verstehen, ausdrücken und letztlich transformieren können. Dabei steht für mich als Mediatorin die transformative Mediation im Zentrum; eine Form der Mediation, die nicht nur darauf abzielt, Konflikte zu lösen, sondern auch die Beziehung zwischen den Konfliktparteien zu stärken und zu erneuern.
🌿Ausblick
In den letzten 6 Jahren habe ich gemeinsam mit meinem Mann meine Kompetenzen zum Wachsen an Paardynamiken und -Konflikten vertieft. Eine 4-jährige Weiterbildung in Paarsynthese, einem integrativen paartherapeutischen Verfahren, bildet das Fundament.
In den nächsten Jahren möchte ich weiterhin Räume schaffen, in denen transformatives Coaching und transformative Mediation -für Menschen in Organisationen, organisationsübergreifend und für Paare- stattfinden kann. Ich möchte Menschen ermutigen, ihre Konflikte nicht als Last, sondern als Chance zu begreifen.
Denn in jedem Konflikt steckt das Potenzial für Wachstum, Veränderung und eine tiefere Verbindung zu anderen Menschen. Die Kraft der Mediation, insbesondere der transformativen Mediation, liegt darin, dass sie uns lehrt, über den Konflikt hinauszuschauen und das Potenzial für Veränderung zu erkennen.
Es ist diese Kraft, die mich in meiner Arbeit inspiriert und die ich mit anderen teilen möchte.
Herzliche Grüße