Project Leadership
November 3, 2012
 

Ein Interview mit Menexia Kladoura Beraterin, Coach und Geschäftsleiterin von M hoch x

Reiss Profile meets Projektmanagement
Motivorientiert zum erfolgreichen Projektabschluss



Markus Brand: Warum ist deiner Meinung nach das Reiss Profile im Projektmanagement so hilfreich?


Menexia Kladoura: Gerade im Projektmanagement, wo es durch den Projektleiter keine klassische disziplinarische Führung „von oben“, sondern eher eine fachliche Führung gibt, steht man als Projektleiter vor ganz besonderen Herausforderungen. Projekte sind oftmals komplex und stehen im Spannungsfeld von Zeit, Qualität und Kosten. Deshalb ist das Thema Motivation im Projektmanagement ein ganz essenzielles. Als Projektleiter muss man das Team auch durch aufreibende und zähe Phasen führen. Das geht nur, wenn man nah dran ist an den Mitarbeitern und wenn man weiß, wo sie gerade stehen und was sie brauchen, um leistungsfähig zu sein.

Hinzu kommt, dass Projektteams häufig bunt zusammengewürfelt werden. Die Teammitglieder kennen sich häufig gar nicht und müssen dennoch so schnell wie möglich produktiv zusammenarbeiten können. Darüber hinaus stehen sie unter einem enormen Zeitdruck, da das Projekt zu einem bestimmten Termin abgeschlossen sein muss. Die Aufgabe des Projektleiters ist, die Teammitglieder so einzusetzen und „zusammenzuschweißen“, dass jeder seine Aufgabe „motivgerecht“ erfüllt und man als Team dem Ziel gemeinsam Stück für Stück näher kommt. Es ist wichtig, herauszubekommen, wie die Menschen innerhalb des Teams ticken und welche Bedürfnisse sie haben. Das Reiss Profile ist dafür das perfekte Instrument.



Markus Brand: Hast du Erfahrungswerte, welche „Motivausprägungen oder -kombinationen“ für welche Projektp hasen eher geeignet und in welchen Phasen bestimmte Motivkonstellationen eher hinderlich sind?


Menexia Kladoura: Insgesamt gibt es fünf Projekt-Phasen: 1. Die Initialisierung, 2. die Definitionsphase, 3. die Planungsphase, 4. die Steuerungsphase und 5. die Abschlussphase.

In der Initialisierungsphasewird die Entscheidungsgrundlage dafür gelegt, ob die Projektidee mit vertretbarem Aufwand realisiert werden soll oder kann. Hier ist es wichtig, einzusehen und zu akzeptieren, dass vieles noch unklar und unsicher ist. Menschen mit einem niedrigen Bedürfnis nach emotionaler Ruhe kommen hier besser zurecht als sicherheitsliebende Teammitglieder. Auch ein ausgeprägtes Macht- und Ordnungsmotiv ist in dieser Phase hilfreich. Diese Menschen möchten die Unsicherheiten klären und treiben den Prozess voran. Auch Menschen mit ausgeprägter Neugier sind in dieser ersten „Pionierphase“ oftmals ganz in ihrem Element.

Die Definitionsphase dient dazu, herauszufinden, wie die Projektziele innerhalb der vorher definierten Grenzen umzusetzen sind. Darauf aufbauend kommt es zu einer ersten Grobplanung. Diese Phase ist die schwierigste Phase. Hier geht es darum, mit vielen Menschen zu kommunizieren und gleichzeitig analytisch und strukturiert zu handeln. Hohe Teamorientierung, ein ausgeprägtes Beziehungsmotiv und ein großes Bedürfnis nach Ordnung sindhier hilfreich.

Diese Motive sind auch in der Planungsphase förderlich, denn hier geht es stark um Zahlen, Daten, Fakten. Die Termine werden koordiniert und die Ressourcen geplant: Wen brauche ich wann? Ein hohes Beziehungsmotiv ist vor allem wichtig, weil in dieser Phase sehr stark über die verfügbaren Ressourcen verhandelt wird – und die sind ja bekanntlich meistensknapp.

In der Steuerungsphaseg eht es darum, das „Projektschiff“ durchs Gewässer zu führen. Ausdauer und Zähigkeit sind hier enorm wichtig, da man mit großen Risiken umgehen muss. In dieser Phase gibt es die größten Stimmungsschwankungen. Ein niedriges Bedürfnis nach emotionaler Ruhe ist daher förderlich.

In der Abschlussphase geht es nun darum, das Projektergebnis in die Verantwortung der Linienorganisation zu übergeben. Sie dient auch der Nachbetrachtung des Projektes. Die wesentlichen Interesseninhaber des Projektes ziehen eine Bilanz: Was war gut, was war schlecht? Hier ist es besonders wichtig, eine gute Fehlerkultur zu haben und Fehler nicht per se anzukreiden, sondern aus ihnen zu lernen. Es sollten Erfolge gefeiert werden. Ein stark ausgeprägtes Macht- und Anerkennungsmotiv sind in dieser Phase hilfreich, vor allem dann, wenn es darum geht, Nachhaltigkeit zu schaffen.

Generell sind die meisten Projekte geprägt durch hohe Unsicherheit, Ungewissheit und viele neue Dinge, die große Intuition erfordern. Aus eigener Erfahrung als Projektleiterin und Führungskraft kann ich sagen, dass ein niedriger Wert im Motiv Emotionale Ruhein jeder Phase ganz wichtig ist.



Markus Brand: Und jetzt mal Hand aufs Herz: Wo als Projektleiterin hat dir deine persönliche Motivkonstellation geholfen und wo hat sie dich an deine Grenzen gebracht?


Menexia Kladoura: Ich kann mich an ein Projekt erinnern, wo es darum ging, Funktionen an externe Dienstleister zu übergeben, weil man intern Stellen abbauen musste. Meine Herausforderung bestand darin, die Mitarbeiter zu motivieren, obwohl sie genau wussten, dass sie gerade an ihren eigenen Stühlen sägten. Mein hohes Machtmotiv und meine starke Teamorientierung haben mir hier sehr geholfen. Die waren Gold wert. Mir ging es darum, den Auftrag zu erfüllen, gleichzeitig aber, meine Leute „mitzunehmen“. Schwer fiel mir hingegen die Konzeptions- und Testphase innerhalb ieses Projektes. Hier bekommt man Testfälle mehrmals korrigiert zurück und muss Fehler im Detail protokollieren – so lange, bis sie behoben sind. Ich habe kein ausgeprägtes Ordnungsmotiv. Dementsprechend gehörte es nicht zu meinen Lieblingsaufgaben, Fachkonzepte mehrfach zu überarbeiten und immer wieder anzupassen. Mein ausgeprägtes Machtmotiv hat mir dann aber dabei geholfen, diese Aufgaben an Mitarbeiter zu delegieren, die diese gerne übernahmen.

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